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Selbstverteidigungstraining – Bilder des Grauens

Betreibt man Kampfsport in Hamburg, dann kennt man Leute aus Hamburg, die ebenfalls Kampfsport machen, ist mit Leuten auf Facebook verbunden, welche kampfsportliche Interessen haben und somit ist oftmals das Gesprächsthema der Sport. Erfahrungen werden ausgetauscht und so manches Video versendet, geliked und kommentiert. Da ich heute, an einem regnerischen Tag, durch mein Facebook scrollte und ein Selbstverteidigungsvideo sah, welches unter dem Titel „Krav Maga Training“ einer Kampfsortschule ins Netz gestellt wurde, muss ich ein häufig beobachtetes Phänomen aufgreifen. In unzähligen Videos und Filmbeiträgen, rund um das Thema der Selbstverteidigung sieht man zuweilen Dinge, welche einem die Haare zu Berge stehen lassen. Sicherlich kann ein kurzer Clip, welcher im Training aufgenommen wird und der Schüler in einem Drill-Szenario zeigt, immer Fehler enthalten – dafür sind Schüler eben Schüler. Doch gefährlich wird es dann, wenn Fehler keine Fehler in der Bewegung sind, sondern grobe inhaltliche Fehler, die mit einem realistischen Training und einer Gefahrensituation nichts zu tun haben. Naturgemäß betreiben verschiedene Trainer unterschiedliche Stile und auch im Krav Maga gibt es differente Ansätze der Herangehensweise. 

Doch bei aller Toleranz und dem Gebot, jeden nach seiner Fasson glücklich werden zu lassen, muss an einem ganz gewissen Punkt Schluss sein. Als Hamburger Kampfsportler und Lehrer ist dieser Punkt für mich dann erreicht, wenn das Training den Schüler gefährdet. Dies kann auf zwei Weisen geschehen. Zum einen betrifft die Gefahr den Lehransatz, sprich die dargebotene Lösung auf eine Konfliktsituation hin. Auslöser für diesen Text war die Stelle, als der Schüler in dem Video auf den am Boden liegenden eintrat. Dieser Schritt ist unter gewissen Gesichtspunkten noch nachvollziehbar und auch durch das Notwehrrecht gedeckt. Als er aber dann einen Stampftritt auf dem Kopf durchführte, ging es mir kalt den Rücken runter. Man stelle sich bitte die spätere Verhandlung vor dem Amtsgericht vor, wenn der Schüler gefragt wird, warum er den am Boden liegenden auf den Kopf getreten haben und die Antwort lautet: „Das habe ich von meinem Kampfsport-Trainer in der Selbstverteidigung so gelernt, immer wieder geübt, das war ein Reflex.“ Man muss kein ausgebildeter Volljurist sein, um erahnen zu können, wie ein solches Verfahren ausgehen könnte. Das Opfer wird durch solche Handlungen zum Täter und das ist genau das, was wir in unserem Kampfsport-Unterricht in Hamburg immer wieder versuchen, zu vermitteln. Wie kommt es, dass auch 2016, wo Gewaltprävention und Nahkampftraining auf dem höchsten Niveau seit Menschengedenken angeboten werden, immer noch viele Lehrer ihren Schülern derart gefährliche und falsche Sachen beibringen? 

Für mich kann das nur zwei Gründe haben: Sie wissen es nicht besser, oder sie wollen es nicht besser. In beiden Fällen muss der Schüler sich sehr genau überlegen, ob er von einem Menschen dieser Couleur unterwiesen werden möchte. Manch einer mag begründen, dass Selbstverteidigung für den Ernstfall ist und man auch schlimme Bedrohungen üben muss. Doch sei an dieser Stelle kurz innegehalten und an einen wesentlichen und nicht zu vernachlässigenden Umstand erinnert. Wir leben in Hamburg, in Deutschland, in einem Rechtsstaat mit funktionierender Justiz. Was dem Soldaten im Gefecht, dem Polizisten in einem Terrorszenario gestattet ist, gilt in keiner Weise für den normalen Bürger auf der Straße. Wer einen am Boden liegenden Menschen mit Tritten zum Kopf traktiert, wird zum Aggressor und muss mit Bestrafung rechnen. Lehrer, welche ihren Schülern solche Reflexe antrainieren und im Training ausbilden machen sich meiner Meinung nach mitschuldig. Der Schüler ist aufgrund Unwissenheit dem Inhalt des Trainings hoffnungslos ausgeliefert. Durch die Lehrfunktion vertraut der Schüler in den meisten Fällen dem Kampfsportler mit dem schwarzen Gürtel und trainiert das vorgegebene Muster. Man kann dem Schüler also weniger einen Vorwurf machen, als dem schlechten und rücksichtslosen Lehrer. 

Hier ein Leitfaden für alle, die sich für Selbstverteidigung und Kampfsport in Hamburg oder sonst wo in Deutschland interessieren: 

  1. Schau Dir Deinen Lehrer genau an! Wenn Du eine Sportschule betrittst, so ist alles neu und der Lehrer steht vor der Gruppe und erklärt Techniken, Abläufe. Er ist eine Respektsperson und auch als solche zu behandeln. Wichtig ist nicht nur, dass er ein zertifizierter Trainer ist, sondern vor allem, dass er weiß, wovon er spricht. Für einen Selbstverteidigungstrainer gilt vor allen Dingen, dass er gekämpft haben muss. Niemand, der in seinem Leben nicht schon hart gekämpft hat, kann anderen Menschen beibringen, wie man sich gegen harte Angriffe wehrt. Als Schüler sollte man immer auf das Resümee des Trainers achten, die Anzahl der Gürtel und toll klingender Namen ist weniger entscheidend.
  2. Schau Dir das Training genau an! Was wird im Training vermittelt, ist die entscheidende Frage. Wenn es um Selbstverteidigung geht, so muss das immer im Einklang mit der Verhältnismäßigkeit geschehen. Wenn brutale, die Notwehr übersteigende Techniken angewandt werden, so bist Du sicherlich nicht am richtigen Ort. Ein guter Trainer wird sein Training und seinen Unterrichtsstoff so aufbauen, dass Du mit ruhigem Gewissen das Gelernte situationsabhängig anwenden kannst, ohne rechtliche Repressalien fürchten zu müssen.
  3. Schau Dir das Publikum genau an! Meistens kann man die Fähigkeiten eines Trainers am besten an den Fähigkeiten seiner langjährigen Schülern ablesen. Denn hier zeigt sich nicht nur, ob der Lehrer seinen Stoff beherrscht, sondern vielmehr ob er auch die Vermittlung dessen vermag. Der beste Kämpfer kann der schlechteste Lehrer sein, und man muss nicht ein guter Kämpfer sein, um als guter Lehrer zu fungieren. Wichtig ist nur, dass man beides kennt und kann. 

An alle Trainer habe ich folgende Bitte: Immer wieder kommen in unsere Kampfsportschule in Hamburg Menschen, welche schon jahrelang Kampfport oder Selbstverteidigungstraining durchlaufen haben. Selbstverständlich unterrichtet jeder Trainer anders und jeder hat seine starken und schwachen Seiten. Denkt immer daran, dass Ihr Euren Schülern ein Schwert und ein Schild in die Hand gebt und sie darauf vertrauen, dass das Schwert scharf und das Schild dick ist. Seid Euch der Verantwortung bewusst, welche damit einhergeht, denn der Schüler vertraut auf Eure Expertise und Euren Unterricht. Wenn ich Videos, wie das oben beschriebene sehe, oder Schüler aus anderen Schulen bekomme, die derartige Techniken für normal und vertretbar halten, dann zweifle ich zuweilen an meinem Berufsstand. Lasst uns alle gemeinsam das tun, was uns am Herzen liegt: die Welt sicherer machen. Dazu ist es notwendig, schwache Menschen stark zu machen, den Ängstlichen Mut beizubringen und den Gefallenen aufzuhelfen. All das ergibt aber nur Sinn, wenn wir uns das Gesetz zur Grundlage unseres Handelns nehmen und dazu genügt oftmals ein kurzes Nachdenken, bevor wir etwas ausbilden. 

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