Légion Étrangère
Es passiert nicht alle Tage, dass die französische Fremdenlegion anfragt, um Nahkampfausbildung mit und ohne Waffen zu erhalten. Durch die neuen Bedrohungslagen und die gestiegene Zahl von Attentaten auf Soldaten in Frankreich ist besonders die Verteidigung gegen Stichwaffen in den Fokus der Armee geraten. Da die Legionäre traditionell mit Sicherungsaufgaben betraut werden, sind diese besonders betroffen. Es handelt sich bei ihnen um eine Spezialeinheit der französischen Streitkräfte, hervorragend ausgebildet und mit einem weltweit hohen Ansehen. Durch die enge Verbindung unserer Ausbilder zum Militär und unsere Expertise in diesem Bereich war das Ersuchen des Ausbildungsregiments nur eine Formsache. Inzwischen hat sich die fundierte Krav Maga Ausbildung des Atriums weit über die Grenzen Hamburgs hinaus herumgesprochen. Auch die vielen ehemaligen Bundeswehrangehörigen unter unseren Trainern helfen, solche Kontakte zu knüpfen.
Kurz entschlossen stiegen zwei unserer Krav Maga Trainer aus Hamburg ins Flugzeug nach Toulouse und verbrachten drei volle Tage bei den Soldaten. Mit großen Erwartungen wurden wir begrüßt, Neugier und Kameradschaft waren die vorherrschenden Gefühle auf beiden Seiten. Wie im Militär üblich begann die Ausbildung direkt nach dem morgendlichen Antreten, sprich um 7.30 Uhr. Im ersten Unterricht sollten lediglich Offiziere und Unteroffiziere trainiert werden, damit sie die Systematik der Selbstverteidigung erfahren und diese an ihre Männer weitergeben können. Hierzu wurde allerhand geboten, und es blieben keine Fragen offen. Über Stunden hinweg wurden sämtliche Bereiche des Krav Maga intensiv durchlaufen, was auch die Verteidigung gegen Messer und andere Waffen mit einschloss. Zwischen den französischen Soldaten und unseren Ausbildern war sofort eine gemeinsame Basis gefunden, was den Umgang miteinander sehr entspannt und sogar freundschaftlich anmuten ließ. Die weiteren Ausbildungen der Tage konzentrierten sich auf die Masse der Soldaten. Die enorme Professionalität und Zähigkeit der Legion sollte sich auch bei den härtesten Drills zeigen. Ganz gleich, welche körperlichen Strapazen wir den einzelnen Soldaten abverlangten, alle zogen bereitwillig bis zum Ende durch. Schweißgebadet und völlig ausgepowert ging es dann zum gemeinsamen Mittagessen mit den Dienstgraden, welches bei der Legion unerwartet schmackhaft war. Durch die weltweiten Einsätze der Soldaten der Legion war das Interesse an der Ausbildung enorm. Vor dem Hintergrund des internationalen Terrorismus ist das militärische Nahkampfsystem Krav Maga, wie wir es auch in der zivilen Variante im Atrium in Hamburg unterrichten, die passende Antwort.[
Aufgrund des besonderen Erfolgs des Trainings hat der Oberst und Kommandeur des Regiments den Wunsch geäußert, mehrfach im Jahr eine solche Ausbildung für seine Männer zu bekommen. Für unsere Ausbilder war es eine tolle Erfahrung, welche wieder einmal das System Krav Maga Survival unter Beweis stellen sollte. Vollgeladen mit Gastgeschenken und begleitet von guten Wünschen verließen wir die Legionäre und haben heute schon die Ausbildungstermine für nächstes Jahr im Auge. Besonders bedanken wollen wir uns bei den Kameraden der Legion, welche uns sofort, ungezwungen und herzlich aufnahmen. Dem einen oder anderen viel es schwer vor Begeisterung nicht eine Verpflichtung zu unterschreiben.
Über die Fremdenlegion:
Die Légion Étrangère ist ein regulärer Bestandteil der französischen Armee, wobei sie sich im Wesentlichen aus Söldnern aus vielen verschiedenen Ländern zusammensetzt. Unabhängig von der Herkunft gilt jeder Legionär als Franzose und kämpft, lebt und stirbt für Frankreich. Aufgrund der etwas nebulösen Hintergründe der Anwärter hat die Fremdenlegion den teils zweifelhaften Ruf, Zuflucht für Kriminelle zu bieten. So sollen sich allerhand Schwerkriminelle dort unter den Soldaten tummeln. Doch die Realität sieht anders aus. Durch ein striktes und mit Interpol kooperierendes Auswahlverfahren wird garantiert, dass weder Schwerkriminelle noch gesuchte Verbrecher Einzug und die Legion erhalten. Grundsätzlich gilt, dass alle Legionäre am Anfang gleichgestellt sind. Will man Unteroffizier oder Feldwebel werden, so muss man unten anfangen. Lediglich die Offiziere der Fremdenlegion müssen Franzosen sein, alle anderen Dienstgrade können von jedem Ausländer besetzt werden. Nicht ohne Grund hat die Legion den Ruf, die besten Offiziere auszubilden, bedenkt man die extremen Belastungen, die Internationalität und die permanenten Einsätze.
Seit dem Gründungsjahr 1831 hat die Fremdenlegion auf vielen Schlachtfeldern dieser Welt gekämpft, von Vietnam, Afghanistan bis nach Afrika. Überall dort, wo Frankreich seine Interessen durchsetzen will, muss die Legion eingreifen können. Aus diesem Grund gliedern sich diese Spezialkräfte in verschiedene Verbände. Oft hört man wenig von den Einsätzen dieser Elitetruppe, da sie sich durch ihre Internationalität außerhalb des wahrgenommenen Spektrums befindet. Die Ausbildung in der Legion ist extrem hart, und Fehler werden unerbittlich bestraft. Die erste Verpflichtungszeit beträgt immer fünf Jahre und kann auch nicht verkürzt werden. Wenn man als deutscher Staatsbürger zur Legion will, so kann dies eventuelle rechtliche Schritte seitens der Bundesregierung nach sich ziehen, weswegen es sich empfiehlt, eine Genehmigung einzuholen. Viele Legionäre werden aus diesem Grund mit einem falschen Namen samt Identität ausgestattet, welchen sie in ihrer Zeit als Soldat führen dürfen. Somit sind sie für anderer Länder vom Radar verschwunden und rechtlich nicht zu verfolgen. Anders als im restlichen Teil der französischen Armee können sich lediglich Männer bei der Legion bewerben.
Die Legion versteht sich als Familie und verfügt über einen extremen Corpsgeist. Getreu dem eigenen Motto Legio Patria Nostra (Die Legion ist unsere Heimat) ist der Zusammenhalt unter Legionären legendär, was sich nicht nur in der Versorgungsleistung seitens des französischen Staats widerspiegelt. Nach 20 Jahren Dienstzeit hat jeder Legionär einen Anspruch auf Pension, welche er in Frankreich oder aber auch im Ausland genießen kann. Darüber hinaus verfügt die Legion über Veteranenheime, wo im Krieg verwundete oder alte Legionäre gepflegt werden. Um eine solche Gemeinschaft zu pflegen, bedarf es eines starken Traditionsverständnisses. Dieses zeigt sich in vielen besonderen Kleidungsstücken und Accessoires, von welchen jedes für sich eine geschichtliche Bedeutung hat. Am bekanntesten dürfte der weiße Hut, das Képi Blanc sein, welches den Legionär auszeichnet. Die Sonderstellung der Legion zeigt sich ebenfalls bei jeder Parade, wo die Truppen der Legionäre stets am Ende marschieren. Grund hierfür ist der besonders langsame Schritt von 88 Schritt in der Minute, welchen die Legion hat (der Rest der Armee läuft immer mit 120 Schritten).