Bei fast 30 Grad Celsius setzte die Maschine am internationalen Flughafen in Dakar auf. Sofort beim Verlassen der Maschine weht einem der Staub ins Gesicht, trocken und voller winziger Sandkörner. Jenseits der Passkontrolle wartete bereits ein Trupp französischer Soldaten, welcher mich abholen kam. Die Fahrt vom außerhalbgelegenen Flughafen in die Stadt ist von der Distanz ein Katzensprung, welcher, je nach Verkehrsaufkommen, gerne mal über zwei Stunden dauern kann. Wer dabei an einen Stau nach deutschem Vorbild denkt, war selbst noch nie in Schwarzafrika. Autos aus längst vergangenen Tagen und nicht nur optisch der Albtraum eines jeden TÜV-Sachverständigen, fahren kreuz und quer, auch zu dritt nebeneinander, auf dem Highway, wobei keinerlei Ordnung zu erkennen ist, aber alles irgendwie trotzdem funktioniert. Oder gerade deshalb? Zwischendrin huschen die behangenen Händler und bieten uns bei jedem Stillstand irgendwelche Waren an, Nüsse, Bürsten, Hüte oder was auch immer. Ich konnte mir im Leben nicht vorstellen, dass jemand auf der Straße im Stau solche Dinge erwerben wollen würde, doch wieder weit gefehlt. Kaum angekommen, wurde mir bewusst, dass ich meine europäischen Denkmuster werde ablegen müssen, wollte ich den völligen Zusammensturz meiner inneren Lebenswelt in den nächsten sechs Tagen vermeiden. Ich war angekommen, angekommen im Senegal. Als ehemaliges Kolonialgebiet Frankreichs ist das Land bis heute stark vom Einfluss der Franzosen geprägt, Amtssprache ist Französisch, wobei über sechzig weitere Sprachen gesprochen werden. Interessenten seien vorgewarnt: Selbst mit fundierten Französischkenntnissen kommt man schnell bei den Einheimischen an die Grenzen der Kommunikation, es lohnt sich immer Zettel und Stift dabei zu haben. Die verschiedenen Kasernen der Schutzmacht befanden sich über die Hauptstadt verteilt und stellten europäische Enklaven der Zivilisation dar. Als wichtiger Hafen für die Marine sind dort feste Basen entstanden, die es auch zu schützen gilt. Da war ich nun, über 6000 Kilometer südlich in Äquatornähe und sollte die Schutztruppen des 152. Infanterieregiments im Krav Maga ausbilden. Eines stand schon von Anfang an fest, es würde eine tolle Erfahrung werden!
Was bringt einen Hamburger Krav-Maga-Trainer unmittelbar an den nullten Breitengrad, um Soldaten eines anderen Landes Nahkampf zu unterrichten? Das hängt etwas mit den gewachsenen Strukturen, dem Stand des Hamburger Atriums, als größte Krav-Maga-Schule der Hamburger Hansestadt und meiner militärischen Vergangenheit zusammen. Mehr dazu auch unter dem Blogeintrag zu Markus von Hauff zu lesen. Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass ich mir den französischen Waffenrock überstreifte und Krav Maga an unsere Verbündeten weiter gab. Das stehende Engagement mit der Fremdenlegion ist schon mehrfach Thema in diesem Blog über das Training bei der Fremdenlegion gewesen.
Untergliedert in drei verschiedene Züge mit mehreren Gruppen kommt der Wachkompanie eine schwierige und vor allem anspruchsvolle Aufgabe zu. Im Krisenfall müssen sie nicht nur das Lager schützen, sondern auch die Evakuierung gewährleisten können. Ein solches Aufgabenspektrum erfordert einen permanent hohen Trainingsstatus und vor allem stets vollen Einsatz. Was das für einen Soldaten vor Ort bedeutet, welcher nur zu leicht in den Routinen des Alltages eingefangen wird, können sich wohl die wenigsten vorstellen. Genau aus diesem Grund wurde ich eingeladen, um frischen Wind, neue Inhalte und vor allem zweckmäßige Ausbildung im Nahkampf, mit und ohne Schusswaffe, einzubringen. Als Hamburger Ausbilder für Krav Maga legte ich von Anfang an den Fokus auf die mentalen Aspekte des Zweikampfes, ein Ansatz, für den das Krav Maga durchaus bekannt ist. Den Soldaten sollte weniger Technik, sondern der Wille zur Problemlösung vermittelt werden. So begannen wir mit dem Handling von Waffen als Hieb- und Stichwerkzeuge. Da die Wachtrupps immer mit Sturmgewehr, Pistole und Messer bewaffnet unterwegs sind, standen auch alle der genannten Waffen auf dem Trainingsplan der kommenden Tage. So verbrachten wir stundenlang, schwitzend in der Sonne, übten Bewegungsmuster, arbeiteten am Partner, oder verloren jede Menge Schweiß bei den verschiedenen Drills. Wie selbstverständlich wurden sämtliche Tage mit Drill und Sparring beendet, denn ohne Druck ist alles Training nichts mehr als Choreografie. Am Ende der ereignisreichen Tage stand jedenfalls fest, dass es nicht unsere letzte Begegnung sein würde, und ich freue mich darauf mit dem Krav-Maga-Ausbildungsteam aus Hamburg demnächst in Frankreich beim Regiment zu sein, um weitere Einheiten im militärischen Nahkampf zu geben. Doch vorher geht es wieder nach Korsika zu den Fallschirmjägern der Fremdenlegion, der Bericht wird folgen! Auf der Seite des Auswärtigen Amtes gibt es noch jede Menge Informationen über den Senegal.
Militärischer Nahkampf ist keine Erfindung des Krav Maga
Der Nahkampf als militärische Disziplin ist so alt wie der Krieg an sich. Die Vorstellung zweier Opponenten, welche versuchen, sich auf dem Schlachtfeld mit primitiven Waffen gegenseitig das Lebenslicht auszupusten, ist so selbstverständlich wie das Phänomen des Krieges an sich. Naturgemäß haben sich auf den unterschiedlichen Kontinenten verschiedene Stile, in Abhängigkeit von Ausrüstung, Entwicklungsstand und Kultur herausgeprägt. In der modernen Welt gilt jedoch gemeinhin ein Name als Definition von Effektivität und Zweckmäßigkeit, wenn es um das Training von Nahkampf geht: Krav Maga! Dies ist eng mit der Geschichte des Krav Maga verknüpft, aber auch nicht unwesentlich mit dessen jüdischen Erbe. Als israelische Methode der Selbstverteidigung ist Krav Maga nicht nur in Hamburg bekannt, sondern weltweit inzwischen legendär. Das Atrium, als größte Kampfsportschule in Hamburg, bietet Krav Maga seit über 5 Jahren an, wobei unsere Trainer schon über 20 Jahre auf dem Feld tätig sind. Wie hat es Krav Maga in Hamburg geschafft, einen solchen Grad der Beliebtheit zu erreichen? Das liegt zum einen an der einfachen Struktur des Krav Maga, denn es beruht auf natürlichen Reflexen. Jeder Mensch trägt gewisse Reaktionen in sich, welche in Notsituationen abgerufen werden. Im Krav-Maga-Training werden diese Reflexe hinsichtlich der Selbstverteidigung optimiert und an die jeweilige Situation angepasst. Somit entsteht nach kürzester Zeit eine Form der Programmierung, wie sie in Notwehrszenarien helfen kann. Mit gezieltem Stresstraining und -sparring entsteht daraus ein Gesamtpaket, welches nicht nur für den Normalverbraucher hilfreich ist, sondern auch seit Jahren von Behörden und auch dem Militär geschätzt wird. Gerade Soldaten haben wenig Zeit, Dinge intensiv zu trainieren und so kommen die kurzen Ausbildungsmodule des Krav Maga besonders im täglichen Training bei Soldaten gut an. Sie lassen sich überall integrieren und sind leicht mit jeglicher Ausrüstung durchführbar. Egal ob als Kampftraining, körperliche Ertüchtigung oder gemeinschaftlicher Drill, Krav-Maga-Training bietet ein gutes Fundament für eine Vielzahl von soldatischen Fähigkeiten. Durch unser Engagement bei der Fremdenlegion sehen unsere Ausbilder aus Hamburg immer wieder den positiven Einfluss des Krav Maga auf die Kameradschaft und den Zusammenhalt der jeweiligen Einheit. Wer zusätzliches Interesse an Krav-Maga-Training bei uns in Hamburg hat, sei auf unseren Stundenplan verweisen oder kommt einfach zum Probetraining.