Nun ist es soweit, das neue Buch über Spiele und Lernen im kampfsportlichen Kontext ist erschienen. Auf über einhundertsiebzig Seiten werden Handlungsanweisungen gegeben, Grundlagen gelegt und natürlich eine Fülle an Spielen dargestellt. Die Pädagogen Markus von Hauff und Yasmin Faslija kommen nicht von ungefähr an das Thema. Beide sind hoch dekorierte Kampfsportler und haben Jahrzehnte lang Erfahrung im Umgang mit Kindern und kindlichem Lernen. Als Referenten für Lernen und Erziehung im Sport finden beide sich täglich in der Praxis wieder, was ihnen einen besonders umfangreichen Blick auf dieses Thema bereitet. Dieses Buch ist nicht nur für Kampfsport Trainer oder Leiter von Kampfsportschulen gedacht. Jeder Trainer, egal aus welcher Sportart, der Kinder unterrichtet, kann dieses Buch nutzen. Denn egal, ob im Kampfsport, Fußball oder Hockey, bei Kindern geht es vorweg immer um die gleichen Parameter. Gruppendynamik, Verbesserung der motorischen und körperlichen Fähigkeiten und den spielerischen Wettkampfgedanken. Dieses Buch dient zur gezielten Förderung dieser in jedem Sport wichtigen Attribute, Sportart übergreifend und universell. Interessenten finden das Buch bei Amazon oder im Paul Pietsch Verlag.
Spielen hat sich nicht nur bei Kindern als ein Schlüssel zu nachhaltigem Lernen herausgestellt. Wer spielt, hat Spaß und geht mit Freude Dinge an, welche Anstrengend sind und für sich betrachtet weniger reizvoll. Aber die Einbettung des Lernstoffs in den spielerischen Rahmen gibt dem Neuen und anfänglich Schwierigen die notwendige Würze um besonders in Kindern ein Feuer dafür zu entfachen. Somit stellt Spielen an sich eine gute Lernrealität für Kinder dar, welche jedoch nicht ohne Vorbehalt zu bewerten ist.
Die Frage nach einer optimalen Lernumwelt und der Ausgestaltung von Lernprozessen ist vieldiskutiert und nicht ohne gewisse Kontroverse. In der modernen Lebenswelt mit einer Vielzahl an frühkindlicher Förderung und der damit einhergehenden Vermarktung, drängt sich die Frage nach dem Nutzen und der Sinnhaftigkeit mancher Entwicklungen auf. Ob es das Lernprogramm auf dem iPad für dreijährige ist, oder der Fremdsprachenunterricht ab dem ersten Schuljahr, vielfach scheinen die Angebote den Nachwuchs noch „besser und schneller“ zu machen, immer früher anzusetzen, stets mit dem Versprechen gut und förderlich für die für kindliche Entwicklung zu sein. Doch unabhängig vom Alter und der Lebenssituation, für Kinder und Erwachsene gilt das gleiche, wenn es ums Lernen geht: Lernen muss Spaß machen, wobei man mit zunehmendem Lebensalter den Spaß ebenfalls zu gewissen Teilen durch sinnstiftend ersetzen kann. Werden wir gezwungen etwas zu lernen, was uns nicht interessiert, Inhalte welche wir nur für eine Prüfung und dann nie wieder benötigen, so fällt uns das Erinnern daran wesentlich schwerer. Im besten Falle lernen wir freiwillig, weil es uns Freude macht und wir vor Neugier nach Neuem nicht davon ablassen können, uns ständig mit dem Lernstoff zu befassen. In gleicher Weise verhält es sich mit Kindern, wobei deren Erlebniswelt sich weniger an dem Utilitarismus moderner Arbeitsprozesse orientiert, als am spaßigen Miteinander und der Selbstentdeckung. Viele Eltern werden bestätigen, dass es zuweilen ein Kampf sein kann, Kinder auf einem Spielplatz davon zu überzeugen, dass es Zeit ist, nach Hause zu gehen, und auch die Zusage am nächsten Tag wieder an gleicher Stelle fortzusetzen, wirken nur wenig erfolgreich. Warum ist das so? Spielplätze sind, betrachtet man es aus Sportpädagogischer Sicht, der Hort zur Ausbildung essentieller körperlicher Grundfertigkeiten. Ohne es zu merken, üben sich die Kinder selbst in Balance, Körperkraft und -spannung, Schnelligkeit und Flexibilität. Oftmals bleibt uns Erwachsenen nur ein staunender Blick, wenn wir die Ausdauer und die schier grenzenlose Energie observieren, mit welcher Kinder stundenlang spielen, rutschen, klettern und rennen. Bei derartigen Kräften, welche in den Kindern zu walten scheinen, ist der Sprung zur Sportpädagogik, sprich der zielgerichteten Ausbildung von Sportarten nicht weit, was in folgender Überlegung mündet:
Wie muss man einen Unterricht so gestalten, dass alle teilnehmenden Kinder mit gleicher Begeisterung die vorgegebenen Übungen durchlaufen und dabei ganz unbemerkt gewisse Fähigkeiten aufbauen? Wäre man in der Lage einen Sportunterricht wie einen geistigen Spielplatz aufzubauen, so versetze dies Kinder in die Notwenigkeit auch unbequeme Hürden zu überwinden, da das sichtbare Ziel als höherwertig angesehen wird. Ähnlich einer Rutsche, welche sich nur hinunter sausen lässt, wenn man vorher die Sprossen der Leiter nach oben erklommen ist. Ganz gleich wie müde ein Kind bereits ist, wenn es rutschen will, wird es die Kraft in sich finden, ein weiteres Mal die Leiter zu erklimmen, um das Vergnügen auszukosten. Es ist das Spiel, welcher der Kleber für alles Lernen ist, denn die Motivation spielerischer Bewegung, des Wetteiferns und der Selbsterfahrung ist Antrieb und sinnstiftend zugleich. Was für uns erwachsene vielfach kognitiv greifbar und rational begründbar ist, bedarf bei Kindern eines anderen, sprich informellen Lernweges. Umgangssprachlich ausgedrückt lernen Kinder dann am schnellsten und nachhaltigsten, wenn sie nicht merken, dass sie lernen. In der Konsequenz folgt daraus für den Pädagogen, und hiermit sind im Folgenden alle diejenigen gemeint, welche sich es zu Aufgabe gemacht haben Kindern aktiv zu fördern, so viel Unterrichtsstoff in spielerische Kontexte einzubetten wie möglich. Mit zunehmendem Alter und der daraus resultierenden kontinuierlichen Steigerung des kognitiven Lernprozesses nimmt diese Notwenigkeit selbstredend ab, jedoch sind gerade Grundschulkinder im besonderen Maße darauf angewiesen, von der Lust am Entdecken und Spielen angetrieben zu werden. Wobei die Freude am kindlichen Spiel auch vor uns Erwachsenen zuweilen nicht halt zu machen scheint und somit lässt sich manches aus dem Kindersport analog auf das Training mit Jugendlichen oder erwachsenen Sportlern übertragen.
In dem ausführlichen Kapitel mit sechzig verschiedenen Spielen wird jeder schnell fündig, und findet so je nach Bedarf und Gruppengröße ein passendes Spiel zum Lerninhalt des jeweiligen Unterrichts. Das Atrium, eine von Hamburgs größten Kampfsportschulen, setzen wir im Kindertraining nur pädagogisches Personal ein, um Kinder die bestmögliche Förderung zukommen zu lassen.
Warum Kampfsport so förderlich ist, lest Ihr im Blogartikel über Mut für Kinder durch Kampfsport.