Ein berühmter Hamburger prägte den Ausspruch: „In der Krise zeigt sich der Charakter eines Menschen!“. Treffender hätte man unter den Gesichtspunkten der momentanen Situation in Deutschland an den menschlichen Anteil daran nicht appellieren können. Das Folgende wird nicht den üblichen informativen Berichten entsprechen, sondern richtet sich eher an den Charakter des Lesers, ein Stück weit an die Vernunft und auch ein Stück weit an dessen Herz. In Deutschland geht die Angst um und ähnlich wie bei der Fußballweltmeisterschaft, in welcher 82 Millionen Fußballexperten entstehen, hat Deutschland über Nacht seine Virologenanzahl potenziert. Jeder meint irgendetwas sagen, beitragen oder spekulieren zu müssen. Es scheint, als gäbe es kein anderes Thema mehr, egal wo man sich befindet – die Menschen um einen herum reden ausschließlich über das Virus, den unsichtbaren Feind, welchem es zu entkommen gilt. Bei aller anzuratender Vorsicht und den notwendigen hygienischen Maßnahmen spielt sich im Hintergrund jedoch ein Drama ab: Unbeachtet und überschattet vom minütlichen Nachrichtenfeuerwerk sind die Cafés leer, die Bars und Restaurants vereinsamt, Taxifahrer warten vergebens und Fußballplätze wie Schwimmbäder einsame Plätze der gespenstischen Ruhe. Durch die Verordnungen von Bund und Ländern dürfen Sportstätten nicht mehr öffnen und auch kein Training in unserer Kampfsportschule in Hamburg stattfinden. Was vordergründig einzig und allein dem Schutz der Menschen zu dienen scheint, hat aber einen bitteren Beigeschmack, welcher sich als Schierlingsbecher für den betroffenen Verein, das Sportstudio und die gesamte Gemeinnützigkeit in Deutschland entpuppen kann.
Etwas, was die Sportlandschaft in Deutschland maßgeblich prägt und vielfach in der Welt unbekannt ist, ist das Ehrenamt im Sport. Laut Schätzungen betätigen sich über 15 Millionen Personen in unserem Land im Ehrenamt und bilden damit vielfach das Rückgrat von Sport, Musik oder anderer Freizeitgestaltung (einsehbar unter Statista). Das sind Menschen wie Du und ich, Menschen, welche der Gesellschaft etwas zurückgeben wollen, Missstände nicht nur beklagen, sondern auch handeln. Häufig werden unentgeltlich die wesentlichen Anteile der Freizeit geopfert, um zu unterstützen, zu unterrichten oder Menschen mit Leidenschaft zu begeistern. Das Ehrenamt ist eine Institution für die Bevölkerung, ohne welches das Allgemeinwohl, Karitative Verbände und der Sport in Deutschland nicht denkbar wären. Als Mitbegründer eines gemeinnützigen Vereins kann ich aus persönlicher Erfahrung berichten, was es bedeutet, sportlicher und emotionaler Angelpunkt für Kinder zu sein, jede Woche den kleinen Kindern als Vorbild und Identifikation zu dienen, sie zu Besserem zu inspirieren und zur Leistung anzuspornen. Eine der üblichen Fragen, welche uns Trainern immer gestellt werden, ist die der Motivation, die des Antriebs und der inneren Bestimmung. Warum reiben wir uns derart auf, verbrächten wir doch den Großteil unserer Freizeit für fremde Kinder und den Sport, dabei ehrenamtlich und oftmals unbezahlt. An dieser Stelle will ich stellvertretend für all unsere Trainer der Kampfsportschule Atrium in Hamburg sowie für viele ehrenamtliche Trainer in Deutschland sprechen: Wir tun dies, weil wir selbst erfahren durften, wie hilfreich es im Leben ist, Sport zu treiben, in einer Gemeinschaft miteinander etwas zu erreichen und weil es uns geprägt hat, zum Sozialwohl erzogen worden zu sein. Wir handeln in dem Ansporn, auch anderen Kindern diese Chance zuteilwerden zu lassen. Schon vielfach ist in diesem Blog auf die positiven erzieherischen Werte des Kampfsports in unserer Schule in Hamburg hingewiesen worden.
Im Zuge der vor uns liegenden Zeit und den damit verbundenen Einschränkungen gilt es jetzt nicht nur als Nachbarn, als Familie und als Gesellschaft füreinander einzustehen: Es geht um das Überleben ganzer Branchen, Kleinunternehmer, Kreativer und Karitativer. Der Freizeitsport ist sicherlich einer der Aspekte, welcher ganz direkt und unmittelbar darunter leiden wird. Wenn es also gewünscht ist, dass nach der Krise das gleiche vielfache Angebot besteht und die Vereine und Schulen weiterhin existieren, so muss sich jeder Einzelne fragen, was auch er für seine Einrichtung tun kann. Es hängen nicht nur Arbeitsplätze in den unterschiedlichen Bereichen des Lebens in der Luft, sondern die Existenz von Familien und Berufsbildern. Künstler, Gastronomen und wie in den hier spezifizierten Fällen die ehrenamtlichen Vereine und Kampfsportschulen. Deswegen gilt unser heutiger Appell Allen: Unterstützt Eure Vereine, Euren Kampfsportclub und Eure Trainer. Von Kollegen erfahren wir, dass bereits Stunden nach der landesweiten Schließung der Sportbetriebe Einzelne auf ihren persönlichen Vorteil aus sind, ähnlich wie wir von Prügeleien um Klopapier und anderen kruden Dingen hören. Ich finde das bedauerlich und es führt mich zurück an das Zitat des Anfangs: „In der Krise zeigt sich der Charakter eines Menschen!“. Als Hamburger Kampfsporttrainer haben wir eine große Verantwortung gegenüber Kindern, Jugendlichen und allen Menschen, welche sich für Selbstverteidigung und Sport interessieren. Vielfach gehen die Lehrer auf der Matte mit besonderer Leidenschaft und Inbrunst in das Training, begeistern durch Können und Menschlichkeit. Gerade im Ehrenamt oder in den Sportvereinen spielt Geld eine untergeordnete Rolle, da die Liebe zum Sport und die Freude an der Arbeit am und mit Menschen die treibenden und ausschlaggebenden Kräfte sind. Aus diesem Grund sollte sich in dieser existenzbedrohenden Zeit jeder hinterfragen, was er für seinen Verein, seine Schule tun kann, wo man sich gegenseitig unter die Arme zu greifen im Stande ist. Wir von Atrium Sports, der größten Schule für Kampfsport in Hamburg, wollen uns gezielt der Verantwortung für unsere Mitglieder stellen. Wenngleich wir nicht auf der Matte für unsere Mitglieder da sein können, prüfen wir, wer etwa beim Einkaufen, der Kinderbetreuung und den anderen, sonst alltäglichen Dingen Hilfe benötigt, stehen in engem Kontakt mit Familien und bringen uns überall dort ein, wo es unsere Ressourcen und Arbeitskraft erlauben. Jeder, der sich ebenfalls engagieren will, ist uns herzlich willkommenen und möge sich auf den bekannten Wegen bei uns melden. Die Kampfsport-Szene in Hamburg muss jetzt eng zusammenrücken, denn im Grunde wollen wir alle das Gleiche: die Welt sicherer und schöner machen. Wir spornen unsere Wettkämpfer an, die Angst zu kontrollieren und richtig zu reagieren; wir lehren den Kindern vorbildliches Verhalten und Courage. Es ist jetzt die Gelegenheit für jeden, diese Vorbildfunktion zu leben und das Beste für uns alle aus der Situation zu machen. Die folgenden Wochen werden definieren, ob der Eigennutz und Egoismus, oder doch vielmehr die Mitmenschlichkeit, die Rücksichtnahme und die Brüderlichkeit bestimmen, wer wir sind.