Mit tiefer Demut vor der Lebensleistung und der Persönlichkeit von Kaicho Jon Bluming haben wir sein Ableben zur Kenntnis genommen. Unser Mitgefühl gilt seiner Ehefrau, Familie und seinen Freunden in diesen schweren Stunden. Wir als Kampfsport Schule Atrium in Hamburg im Verbund der IBK wollen innehalten und auf das Leben des Großmeisters zurückblicken. Wer war dieser Mensch und warum hat er einen solch großen Einfluss auf die Entwicklung des modernen Kampfsports gehabt.
Dieser Artikel richtet sich im Wesentlichen an alle, welche nicht mit der Legende Jon Bluming vertraut sind, und von den Verflechtungen seines Wirkens in der großen Umbruchphase des Kampfsports bisher nicht in Berührung gekommen sind. Der Niederländer wurde 1933 in Amsterdam geboren und man kann mit Fug und Recht sagen, dass er ein bewegtes Leben hatte. Bereits früh kam er mit dem Judosport in Berührung, und dies entfachte in ihm ein Feuer, welches sein Leben lang Akzente in allen anderen Kampfsportarten setzen sollte. Aufgrund seiner beeindruckenden Größe und Körperkraft setzte er sich schnell gegen seine Gegner durch, Gewichtsklassen gab es damals nicht. Nach seinem Einsatz im Koreakrieg ging er nach Tokio, um dort sein Studium des Judo zu vertiefen. Er wurde der erste Nichtjapaner, welcher am Kodokan unterrichtete. Bedenkt man die Zeit, so war dies eine überragende Auszeichnung und Ehre für den Niederländer. Jon Bluming verdiente sich jedoch nicht nur in der japanischen Ringkunst seinen Namen, sondern schaffte etwas Einmaliges, etwas Neues, was die japanische Welt bis dahin noch nicht gesehen hatte. Das Schlüsselerlebnis dazu war die Bekanntschaft zur Karate Legende Mas Oyama, dem Stilbegründer des Kyokushin Karates. Wer über das Vollkontaktkarate etwas lesen und lernen möchte, sei auf dies Seite der IBK verwiesen.
Was aus diesem Aufeinandertreffen erwuchs, ist in seiner Tragweite für den Kampfsport nicht zu hoch einzuschätzen, und seine Auswirkungen sind bis heute in der Kampfsportwelt in Hamburg spürbar. Es kam erstmalig zur sportlichen Vereinigung von Judo und Vollkontaktkarate, ähnlich des griechischen Pankration. Was in letzterem jedoch eher einen kriegerischen Bezug hatte, mit der Zielsetzung den Athleten bestmöglich auf den Krieg vorzubereiten, richtete sich diese neue Schöpfung rein sportlich aus. Natürlich verlief dieser Weg nicht ganz reibungslos, so dass sich viele Japaner empörten, als Jon 1965 den 6. Dan Grad von Masutatsu Oyama erhielt. Der Stilgründer rechtfertige seine Entscheidung jedoch ganz im Sinne des Karate, und richtete einen Wettstreit aus. Wenn sich ein Mann finden sollte, der Jon Bluming im Ring bezwänge, dann würde er diesem den Grad sofort wieder aberkennen. Tatsächlich trat ein Koreanischer Champion an, verlor aber bereits nach wenigen Sekunden gegen den körperlich weit überlegenen Holländer. Was sich somit offiziell als richtig erwies, blieb jedoch seitens der japanischen Karategemeinde immer ein Störfaktor und viele Japaner hatten weiterhin unterschwellig Probleme mit der Person Jon Blumings. Das hatte aber keinerlei Einfluss auf sein Lebenswerk, welches sich voll dem Budosport verschrieben hatte.
Zurück in Europa war Jon zuständig für die Verbreitung des Kyokushin Karate und tat dies mit großem Erfolg. Es war die Gunst der Stunde, das neue, die Vollkontaktkomponente, was gerade bei den Europäern auf fruchtbaren Boden fiel. In seiner Hochzeit hatte das Kyokushin über eine Million Mitglieder weltweit und große Schauspieler oder Figuren der Zeitgeschichte widmeten sich diesem Extremsport (Nelson Mandela, Sean Connery, Vladimir Putin, …). Dieses, für damalige Zeiten moderne System des Allkampfs legte den Grundstein für den Erfolg der heutigen bekannten Erscheinungen wie dem MMA, Vale Tudo oder dem Jiu-Jitsu Allkampf.
Über eine lange Periode setzte Jon Bluming nicht nur Akzente, sondern brachte auch einige Meister hervor, welche die Kunst weiterentwickelten und verfeinerten. Zurück bleibt das Gedenken an einen der großen Meister des Judo und Karate, welcher Zeitzeuge des Umbruchs innerhalb der japanischen Tradition war. Von den einen geliebt, von anderen gefürchtet, aber von allen respektiert für sein Können, Inspiration und seinen Weitblick.
Die Bedeutung des Judo und Karate als Grundstein für die kampfsportliche Entwicklung:
Wenn wir als Kampfsportler in Hamburg auf unsere Kindheit zurückblicken, so eint viele von uns der ähnliche Beginn. Judo oder Karate gehören bei den meisten Kampfsportlern zu den Sportarten, welche den ersten Kontakt zu dieser faszinierenden Welt etablierte. Gehen wir in uns, schließen die Augen und denken an den Moment, in welchem wir das erste Mal eine Kampfsportschule in Hamburg betraten, unseren ersten Gi anzogen oder die erste Technik lernten, so hat das etwas Magisches, etwas unverrückbar Einzigartiges. Es waren nicht nur die Schläge, Tritte oder Würfe, sondern die Umgebung und die Erziehung, welche wir genossen. Sie veranlasst Kinder bis heute akribisch auf das Detail zu achten und nicht selten bekommen wir als Kampfsporttrainer in Hamburg von den Eltern zu hören „Bei Euch klappt das immer viel besser als zu Hause!“. Das liegt nicht zuletzt an der Einzigartigkeit des Kampfsports für Kinder, besonders in der heutigen Zeit. Aber anstatt aus der pädagogischen Perspektive zu schreiben, warum Kampfsport an sich so wichtig ist, will ich heute eher den gegensätzlichen Ansatz wählen, nicht zuletzt aufgrund des Todes eines großen Meisters.
Ein Kampfsporttrainer ist für Kinder oftmals ein Idol, eine Figur, welche erstrebenswerte Fähigkeiten verkörpert, eine fleischgewordene Idee, nachahmungswert und stets präsent als erzieherischer Motivator. Daraus erwächst eine große Verantwortung für den jeweiligen Trainer oder Meister. Je älter Kinder oder Schüler werden, je länger man miteinander verbringt und trainiert, umso wichtiger wird es mit den menschlichen Tatsachen zurecht zu kommen, und auch Raum für eigene Verfehlungen zuzulassen. Leider ist das gerade im Budosport eine Größe, welche nicht Jedem in die Wiege gelegt worden ist. Aufgrund der strikten Hierarchien und Strukturen durch Gürtelgrade kommen viele Meister irgendwann an den Punkt, an dem sie den Kontakt zur Realität verlieren, glauben über den Dingen zu schweben und für Kritik unantastbar zu sein. Blicken wir uns in der Kampfsportwelt in Hamburg um, so können wir diesen Prozess mannigfaltig beobachten, gerade jetzt oder in seinen Auswirkungen durch Hochnäsigkeit und Arroganz vergangener Tage. Ein Schüler ist ein Empfänger von Wissen, aber auch Leitspiegel des eigenen Charakters. Keiner kennt einen Lehrer so gut, wie sein eigener Schüler, denn auf der Matte verschwinden alle menschlichen Masken und die Wahrheit kommt immer zum Vorschein. Nach dem Verlust eines großen Vorbildes, mit allen menschlichen Höhen und Tiefen geht mein Appell heute an alle Trainer und Meister unserer Kunst: Seid offen für die Kritik, auch wenn sie hart ist, denn dann ist sie ehrlich, schaut an Euch herab und bedenkt, dass Ihr auch mal jung gewesen seid und vergesst nie: Ihr könnt einem Schüler nur das weiter geben, was Ihr in Euch tragt!