Wer mit offenen Ohren über den Schulhof schlendert oder die wechselnden Trends der Jugendsprache verfolgt, wird unweigerlich Zeuge eines abscheulichen Phänomens. „Du Opfer!“ ist eine Beschimpfung, welche besonders unter Heranwachsenden massiv um sich greift. Gerade im schulischen Alltag sind derlei Diffamierungen Alltag und werden besonders in Gruppen gegen einzelne angewendet. Die Hilflosigkeit des Individuums wird so verhöhnt, zur Schau gestellt und herabgewürdigt. Als Schule für Selbstverteidigung in Hamburg gehen wir immer wieder kritisch mit unseren Mitgliedern, besonders mit den Kindern, auf Vorkommnisse wie das oben beschriebene ein. Die Spirale der Gewalt, welche mit Worten beginnt, hat in den letzten Jahren einen stärkeren Schwung bekommen und das nicht ganz ohne Zutun der Gesellschaft. Deswegen wollen wir uns im Folgenden mit der Opfer-Täter Beziehung auseinandersetzen und Wege aus dem Strudel der Aggression und Angst diskutieren.
Ein Opfer ist im klassischen Sinne ein Mensch, der zumeist unverschuldet in eine missliche oder folgenschwere Lage gekommen ist. Denken wir an Verkehrsopfer, Brandopfer oder dergleichen. Bei dem Begriff „Opfer“ beginnt in uns eine Assoziation, welche das Mitleid ansteuert und niemand käme auf die Idee, bei einem Bericht über Lawinenopfer den Spieß umzudrehen, gar das Wort als Beleidigung zu gebrauchen. Interessanterweise geschieht genau dieses häufig in gruppendynamischen Auseinandersetzungen von Kindern und Jugendlichen. Hierbei nutzt der überlegene Part seine Stärke aus, um das Gegenüber als wehrlos zu beschimpfen. Ziel ist es, dem „Opfer“ seine eigene Schwäche vor Augen zu führen und ihn somit psychologisch zu brechen. Bei den Betroffenen kann dieses schwere Folgen nach sich ziehen, da er sich seiner Lage körperlich und geistig bewusst wird und die Ausweglosigkeit zu einem täglichen Martyrium in Schule und Freizeit werden kann.
Gerade soziale Netzwerke wie Facebook und WhatsApp geben solchen Eskapaden viel Raum. Für Eltern ist es oft schwer nachzuvollziehen, welchem Druck Kinder heute im Internet ausgesetzt sind. Das moderne „Cybermobbing“ greift immer mehr um sich, wobei die Methoden der Täter immer raffinierter werden, was es dem einzelnen schwer macht, diese zu identifizieren oder gestreuter Informationen Herr zu werden. Der Rückzug und die innere Aufgabe sind oft die Folgen bei Heranwachsenden, welche nicht gelernt haben, ihre Ängste und Bedürfnisse zu artikulieren, oder sich aus Scham über ihre Lage keinem Erwachsenen anvertrauen wollen. Auch die Anwendung von körperlicher Gewalt ist heute ein weiter verbreitetes Phänomen als es vor 20 Jahren der Fall war. Zum einen ist die Hemmschwelle signifikant gesunken, zum anderen treibt die Gier nach Öffentlichkeit viele Täter an. In vielen Augen ist die Misshandlung des Opfers nur dann gelungen, wenn man den Vorgang mit der Handkamera festgehalten hat, um ihn im Anschluss via Facebook/Youtube zu verbreiten. Somit kann man die eigene Stärke für die Nachwelt festhalten und den Gepeinigten auf ewig an seine Schmach erinnern. Gerade im schulischen Milieu zementieren solche Vorkommnisse die hierarchischen Rollen nachhaltig, so dass diese Prozesse Jahre andauern können.
Für Kinder, die über einen langen Zeitraum solchen Schikanen ausgesetzt sind, wird der tägliche Gang zur Schule ein Albtraum, Schulnoten verschlechtern sich und Antriebslosigkeit macht sich breit. Eltern sind in Unkenntnis der Vorgänge häufig ratlos und suchen Rat bei Therapeuten oder Sozialarbeitern. In Ermangelung jeglicher Kontrolle über soziale Netzwerke kann eine solche Maßnahme jedoch nur eine Hilfestellung, keinesfalls aber eine alleinige Lösung sein. An dieser Stelle setzt die Selbstbehauptung ein, welche in unserer Schule für Selbstverteidigung gelehrt wird.
Als gemeinnütziger Verein beschäftigen wir ausschließlich Kinder- und Jugendtrainer, welche einen pädagogischen Hintergrund haben. Die Schüler müssen das Gefühl haben, dass der Lehrer sie versteht, ihre Sprache spricht und sie unmittelbar mit ihren Sorgen verstanden werden. Durch die besondere Rolle eines Trainers, der oftmals gleichzeitig Mentor, Ratgeber, Idol und Vertrauter ist, gelingt Kommunikation über schwierige oder belastende Themen besser als mit den Eltern. Zu Hause ist die Bindung eine andere und wird durch ständige Gebote und Verbote geprägt. Im Sport geht es um Leistung und Anerkennung, welche sich die Kinder vom Trainer erhoffen. Gerade wenn es um Selbstverteidigung in Hamburg geht, hat das Atrium einen besonderen Stellenwert durch die wissenschaftliche Fundierung und die Struktur unseres Unterrichts. Kinder erleben vom ersten Moment an, was es bedeutet, in der Gemeinschaft zu agieren, dass eine Gruppe mehr ist als die Summe der Individuen. Angetrieben von der Motivation, miteinander Aufgaben zu bewältigen, achtet jeder auf den anderen, unterstützt bei schwiegen Übungen und nimmt sich selbst stückweise zurück. Durch die heterogene Gruppe und die Notwendigkeit, sich gegenseitig zu helfen, baut sich die Scham, etwas nicht sofort oder so gut wie andere zu können, ab. Kinder lernen mit eigenen Schwächen zu leben, diese zu akzeptieren und sich ihrer Stärken bewusst zu werden. Denn wenn es beispielsweise um die Selbstverteidigung in Hamburgs Schulen geht, so ist das Angebot seitens der Bildungseinrichtungen eher rar gesät. Aus diesem Grund kommen immer wieder Eltern mit schüchternen Kindern in unsere Hamburger Selbstverteidigungsschule, mit dem Wunsch, dort Vertrauen und Lebensfreude für die Kleinen zu entwickeln. Von Anfang an vermitteln unsere Mitarbeiter dabei einen ganzheitlichen Ansatz, welcher auch nicht vor Problemen in der Schule oder dem privaten Umfeld haltmacht. Als neutrale Bezugspersonen oder Ratgeber sind unsere Trainer oft passende Ansprechpartner. Die Kinder und Jugendlichen haben somit stets das Gefühl, ernst genommen zu werden, eine wertvolle Meinung zu haben und Gehör zu finden. Denn gerade wenn es für den einen oder anderen nicht rund läuft und die Probleme mit Mitschülern, Lehrern oder Eltern übergroß erscheinen, kann ein ausgleichender Faktor Hilfe und Orientierung spenden.
Unser Appell richtet sich im gleichen Atemzug an die Eltern, welche wir immer wieder auffordern, sich bei Problemen an uns zu wenden. Wir wollen mit unserer Schule für Selbstverteidigung in Hamburg ein Zeichen setzen gegen Gewalt und für die Gemeinschaft. Dies kann uns am besten gelingen, wenn Trainer, Eltern und Familie den Kindern/Jugendlichen das Gefühl einer sicheren Heimat vermitteln, wo es keine Vorurteile und keine Verurteilung gibt. Die jungen Menschen brauchen einen sicheren Raum der Entfaltung, wie den Sport bei uns im Atrium.