Dies ist ein subjektiver Reisebericht. Gegenstand ist die 7-tägige Reise mit der Krav Maga Survival Organisation nach Israel, zu den Quellen und dem Ursprung des Systems, welches wir heute als Krav Maga in Hamburg trainieren. Als Weltenbummler und ehemaliger Offizier der Bundeswehr habe ich mir vor der Reise verschiedene Vorstellungen über das Land gemacht, welches ich bis dato nicht kannte. Vorweg sei festgehalten, sämtliche meiner Vorstellungen wurden übertroffen, meine Erwartungen gesprengt und final ist doch alles anders als man es sich vorab ausmalt. Angefangen hatte alles mit meinem Trainer Tom Madsen, welcher zu einer Reise nach Israel einlud. Ziel sollte es sein, Training von den weltweit besten und anerkanntesten Profis in allen Aspekten der Sicherheit zu bekommen. Darunter fielen selbstverständlich Nahkampf, Schießen, aber auch Informationsgewinnung, Sicherheitsanalyse und viele weitere Gesichtspunkte der modernen Sicherheitsarchitektur. Seit ich mit Krav Maga in Hamburg in Berührung gekommen bin, war ich umgehend begeistert und so stand mein Entschluss sofort fest. Als ich den ersten Blick auf den Trainingsplan und das Rahmenprogramm werfen konnte, war auch der letzte Zweifel ausgeräumt. Diese Reise sollte eine Erfahrung fürs Leben werden und wird auch noch lange in meinem Gedächtnis bleiben.
Spät abends kamen wir in Tel Aviv an und beim Anblick der ersten Palmen kamen bei allen sofort Urlaubsgefühle und gute Laune auf. Zum Glück hatte der Wetterbericht uns Temperaturen um 20 Grad vorhergesagt, für mich persönlich sehr angenehm zum trainieren. Die Unterkunft war das Abraham Hostel, unweit einer Szenestraße, wo sich Restaurants und Bars aneinander reihten. Die anderen Teilnehmer waren bereits eingetroffen, darunter alte Bekannte, Freunde und neue Gesichter. In der Bundeswehr hatte ich derartige Gemenge schon öfter erlebt, und so war ich innerlich erfreut, mal wieder in die Rolle eines Lehrgangsteilnehmers schlüpfen zu dürfen, neugierig wie die anderen mit den teilweise eher militärischen Anteilen der Ausbildung umgehen würden. Just als wir ankamen, begann das israelische Purim Fest, ein dreitägiges Spektakel, welches an unser Karneval erinnert. Überall in den Straßen feierten kostümierte Menschen und die Stimmung war ansteckend ausgelassen. Doch da unser Fokus auf dem Training lag, hatten wir nur wenig Gelegenheit, in das illustre Treiben einzusteigen.
Der erste Tag begann mit einer Führung über das Gelände des olympischen Schießzentrums, wo wir in den nächsten Tagen viel Pulver und Schweiß in der Luft lassen sollten.
Unmittelbar wurde deutlich, dass Aggressivität und Härte im Vordergrund jeglichen Trainings stehen sollten. Immer wieder wurde uns eingebläut, dass Aufgeben keine Option sei. Von den technischen Aspekten her waren die gezeigten Lösungen identisch mit denen unseres Krav Maga in Hamburg. Nach einer kurzen Einweisung in die Handfeuerwaffen ging es an einen alten, umgebauten Schulbus, in welchem wir Szenariotraining zwischen Sitzreihen durchführten und uns im Getümmel mit anderen Fahrgästen wiederfanden.
Besonders der Einsatz von Schusswaffen in einer derartigen Szenerie erwies sich als unerwartet schwierig. Als finaler Höhepunkt des Tages durften wir zum ersten Mal schießen, wobei das Schießkonzept der israelischen Sicherheitskräfte sich von dem der Bundeswehr stark unterscheidet. Alle Handlungsmaximen sind auf die Bekämpfung von Terroristen oder Selbstmord-Attentätern hin abgestimmt, was besonders bei mir eine gewisse Umstellung verlangte. Die gesamte Woche hindurch nahmen wir alle Mahlzeiten zusammen ein, was uns Gelegenheit gab, die Erfahrungen mit den Ausbildern nachzusprechen und auch auf der persönlichen Ebene Israel besser kennen zu lernen. Da viele der Instruktoren noch im aktiven Dienst sind, haben wir bewusst auf Bilder mit den Ausbildern verzichtet.
Die folgenden Tage waren voll von Waffenübungen mit der Pistole, scharfem Schießen und Bewegungstraining im urbanen Gelände.
Bei letzterem war besonders die Teamarbeit von oberster Priorität, wobei die Ausbilder uns mit jeder neuen Übung uns erneut an unsere Grenzen brachten. Dass wir eine gemischte Gruppe waren, mit unterschiedlichen Stärken und Können tat der Ausbildung in keiner Weise einen Abbruch. Sämtliche Ausbilder verstanden es geschickt, jeden so einzubinden, dass individuell der maximale Lernerfolg erzielt werden konnte.
Wenn man schon mal in Israel ist, so darf man gewisse Sehenswürdigkeiten nicht auslassen. Als Wiege der westlichen Kultur besuchten wir die geteilte Stadt Jerusalem, den Felsendom und die Klagemauer. Unsere Führer ließen es dabei nicht aus, uns die geschichtlichen Hintergründe und die besondere Situation des Zusammenlebens von Christen, Moslems und Juden zu erklären. Zwar hatten wir nicht viel Zeit in der heiligen Stadt, doch war der Gang durch die Märkte, vorbei an den Tischen voller regionaler Waren und Touristentand für mich persönlich sehr eindrucksvoll. Vor dem Hintergrund, dass bereits die Römer vor 2000 Jahren auf den gleichen Straßen liefen und bereits zu dieser Zeit dort über 1000 Jahren lang Handel getrieben wurde, kam mir schnell der Entschluss diesen Ort noch einmal mit mehr Ruhe besuchen zu wollen.
Ein obligatorisches Bad im Toten Meer durfte auf unserer Tour genauso wenig fehlen, wie ein Besuch der Golanhöhen und der geschichtsträchtigen Festung Mesada. Letzteres war derart beeindruckend, dass ich es in einem gesonderten Text behandeln möchte, um auch auf die geschichtlichen Hintergründe dieses heiligen Orts einzugehen. Allen, die Krav Maga in Hamburg ausüben, sei diese Reise mit Nachdruck empfohlen. Ganz gleich, ob das Land, die Menschen, das hervorragende Essen oder die besonderen Einblicke in das Training, jedes einzelne Element hätte diese Reise lohnenswert gemacht. Die Kombination und die gewaltige Kultur waren Grund genug für alle von uns, für nächstes Jahr unsere Teilnahme bereits zuzusagen. Mein inniger Dank geht an meinen Trainer und Freund Tom Madsen, welcher mir diese Chance eröffnet hat und im gleichen Maße an seine Frau Lena für die perfekte Organisation der Reise.